Manche Menschen gucken sehr erstaunt, wenn sie hören, dass bei uns ein Kilo Schweinefleisch über 20 Euro kostet. Denn das ist viel Geld. In diesem Artikel möchte ich beschreiben, wie dieser Preis zustande kommt. Er ist durchaus fair und kein Wucherpreis. Denn es gibt einen Unterschied.

Arbeitszeit

Für einen konventionellen Betrieb werden 20 Minuten Arbeitszeit pro Schwein und dessen Lebenszeit gerechnet. Unsere Schweine machen pro Tag eine halbe Stunde Arbeit, wenn nichts Besonderes dazwischenkommt. Wir haben nur 6 Schweine und keine 1000. Da kommt natürlich pro Schwein mehr Arbeitszeit heraus.

Dazu kommt noch, dass Schweine in Freilandhaltung länger gehalten werden bis zur Schlachtung. Während sie normal mit ca. 6 Monaten geschlachtet werden, sind sie bei uns erst mit 9 Monaten „schlachtreif“. Das verlängert die Arbeitszeit pro Schwein nochmal deutlich mehr.

 Anzahl der aufgezogenen Ferkel

Unsere Sau hat im Jahr einen Wurf, den sie großzieht. Die Ferkel kommen nicht nach 4 Wochen von der Mutter weg, damit sie wieder neu gedeckt werden kann, um 2,5 Würfe im Jahr zu produzieren. Damit sind wir natürlich sehr „unproduktiv“, was auch auf den Preis der dann geschlachteten Schweine umgelegt werden muss.

Schweine in Freilandhaltung

Ganzheitliches Management

Beim Ganzheitliche Management, wie es bei uns auf dem Hof gelebt wird, geht es u.a. darum, den Hof als Ökosystem immer weiter zu verbessern. Die Schweine sind ein Teil des Artenreichtums. Auch das ist mit extra Kosten verbunden.

Schlachtung

Da wir unsere Schweine nicht in einem großen Schlachtbetrieb schlachten lassen, sondern in einem Familienbetrieb, wo sie ruhig und würdevoll sterben können, ist auch das nochmal mit deutlich mehr Kosten verbunden.

Rechnet man alles mit ein bleibt bei einem Kilopreis von über 20 Euro ein Arbeitslohn von gerade mal 20 Euro. Wenn man selbstständig ist, ist das nicht viel.

 Alternativen

Wie könnten wir billiger produzieren? Indem wir die Anzahl der Schweine erhöhen würden und auch versuchen würden, auf 30 Ferkel pro Sau und Jahr zu kommen. Aber genau das wollen wir ja nicht. Wir möchten Schweine mit Familienanschluss aufziehen. Das ist es ja auch, was die Verbraucher gerne hätten. Denn alle schimpfen auf die Massentierhaltungen. Nun sollte sich eben jeder fragen, ob er auch bereit ist, den Preis dafür zu zahlen. Bei 2 Euro pro Kilo Schweinefleisch kommt das Schwein zwangsläufig aus einer Massentierhaltung, wo an ganz vielen möglichen Hebeln gedreht werden kann, um das Einkommen etwas zu erhöhen.

 Stellschrauben

Wenn wir etwas finden würden, wo wir in der Fütterung vielleicht einen Euro pro Schwein einsparen würden, das würde den Aufwand nicht wert sein. Wir sind also erst gar nicht motiviert nach allen möglichen Einsparungen zu suchen. Hat man hingegen 10 000 Schweine ist das eine gewaltige Einsparung und es lohnt sich, an jeder kleinen Schraube zu drehen, die Geld in der Aufzucht einsparen kann. Das macht übrigens kein Landwirt, um seinen Tieren mit Absicht zu schaden. Es geht dabei ums Überleben. Die Schweinehaltungen in Rheinland-Pfalz versorgen unter 10 % des Schweineverzehrs in diesem Bundesland. Alles andere muss schon importiert werden, weil die schweinehaltenden Betriebe in den letzten Jahren so stark abgenommen haben. Als ich vor 20 Jahren noch als Tierärztin über die Höfe gefahren bin, gab es in jedem Ort noch Schweinehalter. Heute fallen mir nach langem Überlegen noch 5 ein in einem recht großen Umkreis.

 Jeder entscheidet mit

Jeder Verbraucher hat also mit seiner Kaufentscheidung jeden Tag in der Hand wie die Schweine gehalten werden. Greift man nach dem billigen Schweinefleisch unterstützt man dessen Produktion. Bekommen hingegen die Landwirte einen fairen Preis, könnten auch die Schweine ganz anders gehalten werden. Am allerbesten ist es, wenn man seinen Betrieb kennt, in dem das Fleisch produziert wird, dass man isst. Denn dann hat man die meisten Einflussmöglichkeiten. Wir sollten wieder Verantwortung für unsere Nahrung übernehmen und uns nicht in einer „Massenmenschenhaltung“ von Lebensmittelketten abfüttern lassen! Das käme nicht nur unserer Gesundheit sondern auch den Tieren und der Umwelt zugute.

Denn es gibt einen Unterschied!